Ich dachte wirklich, der Tupper-Wahn sei vorbei. So richtig. Beerdigt. Versiegelt. Nie wieder Bowle aus Plastikbechern. Nie wieder jemand, der mir erklärt, dass ein Deckel mein Leben verändern wird.
Aber nein. Der Horror lebt. Und er ruft an, mit einem Lächeln und den Worten:
„Ich mach Freitag eine kleine Tupperparty!“
Kleine.
Wie ein Atombombentest klein ist.
Ich schwöre, diese Partys sind das Ikea von der Hölle. Du gehst nur kurz hin und kommst mit zwölf Dosen, einer Existenzkrise und einem Gefühl zurück, das an Gehirnwäsche grenzt.
Da sitzen dann zwanzig Menschen im Kreis, völlig hypnotisiert von einer Frau in Pastellrosa, die Dosen stapelt wie der Plastik-Jesus persönlich.
„Schaut mal, dieser Deckel, der hält dicht!“
Sie schnipst ihn drauf, es macht Klack und alle klatschen, als hätte jemand gerade den Weltfrieden erfunden.
Ich sitze da, trinke abgestandene Limo aus einem Plastikbecher und denke:
So muss sich der Beginn eines Kults anfühlen.
Natürlich kauft man was.
Man wird weich. Diese Frau könnte dir einen alten Joghurtbecher verkaufen und du würdest ihn nehmen, weil er „so schön stapelbar“ ist.
Und plötzlich wachst du auf, umgeben von 67 Deckeln, 39 Schüsseln und keiner Ahnung, wo dein Leben falsch abgebogen ist.
Ich wollte aussteigen. Ich habe meine Tupper-Sammlung verschenkt, verflucht, vergraben.
Aber sie kehrt zurück. Immer.
Neulich bringt mir jemand Nudelsalat.
In meiner Dose.
„Wollte sie dir zurückgeben!“
Ja danke, gleich mit der Seuche der Mittelklasse!
Ich hab’s jetzt verstanden.
Tupper stirbt nie.
Wenn ein Atomkrieg alles zerstört, wenn die Menschheit verschwindet, wenn selbst Kakerlaken aufgeben wird irgendwo, inmitten der Ruinen, noch ein Deckel klack machen.
Und aus den Trümmern wird eine Stimme hallen:
„Hast du schon die neue Frischhalte-Edition in Lavendel gesehen?“
Dann weißt du:
Das war’s.
Das Ende der Zivilisation.
Und irgendwo in einem Regal steht meine Nachbarin lächelnd, mit einem Prospekt in der Hand.