1. Prolog  Der naive Versuch

Ich wollte nur mein Abi.
Kein Start-up gründen.
Kein Ministerium hacken.
Kein Elon Musk auf TikTok beleidigen.
Nur. Mein. Abi.

Deutschland:
„Halt! Wo ist dein Antrag auf Antrag, Unterformular 7b?
Beglaubigt. Mit Duftnote ‚Amtlicher Zynismus‘.“

2. Das erste Level: Warten, bis der Schmerz offiziell ist

Ich stehe vor der Tür des Amts.
Öffnungszeiten: 8:00–12:00. Nur mit Termin.
Termin?
Online-Portal.
Online-Portal?
Nur mit Passwort.
Passwort?
Kam per Brief.
Der Brief?
Liegt in einem Faxgerät, Baujahr 1989, das nur alle 3. Mittwochvormittage funkt, außer bei Südwind.

3. Der Endgegner: Frau Stempel

Ich trete ein. Frau Stempel schaut mich an wie ein nicht sortierbares PDF.
„Was fehlt?“ frage ich.

„Nachweis, dass du anwesend bist.“

Ich bin hier. Ich atme. Ich spreche.

„Ja, aber ohne Stempel ist das nicht gültig.“

4. Digitalisierung, aber bitte in Farbe

Deutschland, das Land der Ingenieure.
Deutschland, das Land von ‚Wir schicken Leute ins All‘.
Aber einen Antrag?
Bitte faxen.

Per FAX.
Dieses kryptische Mordgerät, das Geräusche macht, als würde ein Wal vergewaltigt werden.
Ich kann meine Unterlagen nicht mailen, weil PDF nicht als „rechtsverbindlich“ gilt.
Aber ein krumm gefaltetes Fax?
Amtlich heilig.

5. Das Ritual der Antragsorgie

Montag: „Reichen Sie einen Antrag ein.“
Dienstag: „Reichen Sie einen Antrag für den Antrag ein.“
Mittwoch: „Bitte stellen Sie einen Widerspruch gegen das Fehlen des Antrags auf den Antrag.“
Donnerstag: „Haben Sie die Bestätigung des Widerspruchs?“
Freitag: „Zu spät. Neues Quartal.“

6. Die Psychologie der Kapitulation

Es ist wie Dark Souls.
Jeder Fehler kostet dich drei Monate.
Jeder Haken ist ein Endgegner.
Jede Lücke ein Bossfight.

Irgendwann stehst du da und fragst dich:
„Bin ich zu dumm, oder ist das System zu clever im Dummsein?“

7. Der Triumph, der keiner ist

Nach 100 Formularen, 27 Stempeln, 6 Liter Kaffee und einer halben Sinnkrise:
Ich habe alles eingereicht.

Was kommt zurück?

„Ihre Unterlagen konnten nicht zugeordnet werden. Bitte persönlich erscheinen.“

Ich rufe an:
„Wann?“
„Heute. Aber nur mit Termin.“
„Wie bekomme ich einen Termin?“
„Online. Leider defekt.“

8. Epilog: Bildung oder Burnout

Ich wollte lernen. Jetzt lerne ich Deutschland.
Ein Land, das stolz auf seine Ordnung ist und sich dann selbst in Klarsichtfolien verheddert.
Ein Land, das „Chancengleichheit“ predigt und dir ein Formular reicht, auf dem steht:
„Nur gültig, wenn Sie schon perfekt sind.“

Ich wollte ein Abi.
Jetzt habe ich eine Sammlung amtlicher Demütigungen in DIN-A4.
Aber hey, wenigstens habe ich gelernt, wie man durchkommt.
Nicht durchs Leben.
Sondern durch den Flur zum richtigen Zimmer.

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