Gendern oder doch nur sinnloses Gelaber in einer Welt, in der wir gerade eine Finanzkrise erleben? Aber klar Prioritäten setzen ist ja schließlich überbewertet! Lieber erstmal jeden Menschen nach seinen Pronomen fragen, weil nichts stabilisiert eine marode Wirtschaft so sehr wie eine grammatikalische Identitätskrise.
Während die Welt ökonomisch taumelt, Krankenhäuser Personalnotstand melden und sich Renten wie Spinnweben auflösen, diskutieren wir mit bewundernswerter Verve über Identitäten im Plural. Über das ‚x‘ in „Pflegefachkräftx“. Als würde ein sprachlich korrekt gegendertes Stellenangebot plötzlich zwei Schichten mehr auf der Intensivstation besetzen.
Respekt, Prioritätensetzung auf olympischem Niveau.
Und wehe, du vergisst das Sternchen, den Doppelpunkt oder das Binnen I! Dann bist du sofort ein rechtsradikaler, frauenfeindlicher, grammatikalisches Ungeheuer. Oder, wie die „woken Wächter der Sprachpolizei“ es nennen: ein Nazi. Tut mir leid. Nein, eigentlich nicht. Ihr Füchse… oder Affen… oder was auch immer ihr euch heute nennt. Hauptsache, es klingt möglichst privilegiert, intersektional und weltfremd.
Denn wer heute nicht jedes Pronomen tanzen kann, gehört zur sprachlichen Unterschicht. Willkommen im Zeitalter der moralischen Orthografie. Da wird nicht mehr argumentiert, da wird konjugiert, falsch natürlich, aber mit Haltung.
Ihr schafft es doch selbst! Ihr macht Druck? Wow. Was für ein Wunder, gegen Druck entsteht bekanntlich noch nie Widerstand! Ihr Anti Intelligenz Allergiker, die ihr die Sprache verbiegt wie einen Zirkuselefanten im Hochseilakt. Nur dass hier nicht geklatscht wird, außer in Seminargruppen mit Triggerwarnung und Algenfasersocken.
Versteht mich nicht falsch: Gleichberechtigung ist kein Luxus. Sie ist essenziell. Sprache schafft Realität. Aber es ist schon eine bemerkenswerte Dialektik, dass dieselbe Gesellschaft, die Milliarden in Börsenspekulationen versenkt, ihre ethische Läuterung ausgerechnet in der Typografie sucht.
Während Brücken bröckeln, Bahnen streiken, Bildung implodiert, diskutieren wir weiter über den Unterschied zwischen „Bürger*innen“, „Bürger:innen“ und „Bürger_innen“. Die Republik als Seminargruppe. Und wehe, du fragst: Was bringt das konkret? Dann bist du „kritikunfähig“, „nicht reflektiert genug“ ,oder das Schlimmste: ein „Strukturkonservativer“.
Aber ist es wirklich strukturell revolutionär, ein Moralin Emoji hinter jeden Satz zu setzen? Oder ist es einfach bloß bequem? Ein identitätspolitisches Ablenkungsmanöver, das uns erlaubt, symbolisch aufzuräumen, während real alles im Chaos versinkt. Ein bisschen Haltung, ein bisschen Hashtag, ein bisschen Heroismus, Hauptsache, das Alibi steht.
Aber hey, weiter so! Während die Welt brennt, retten wir sie, ein Gendersternchen nach dem anderen. Wer braucht schon bezahlbaren Wohnraum, stabile Renten oder funktionierende Krankenhäuser, wenn wir stattdessen die deutsche Sprache in eine postmodern akademische Geheimschrift verwandeln können?
Und natürlich: Wer das anspricht, hat den Sarkasmus Filter nicht aktualisiert. Ironie ist heute verdächtig, außer sie kommt mit Triggerwarnung, aus dem „richtigen“ Lager, wird von Spiegel Online zitiert und mit nachhaltigem Algenflausch moralisch legitimiert.
Und dann stehen sie da, auf ihren Aktivistensocken aus recycelter Pflanzenmilch, mit Pappschildern, auf denen steht: „Gleichberechtigung fängt bei der Sprache an!“ Ja, und Vernunft hört offenbar genau dort auf.
Denn wehe, du kritisierst etwas, dann bist du sofort „gegen Menschenrechte“, „toxisch“, „nicht reflektiert“. Reflexion bedeutet heutzutage: alles abnicken, solange es aus einer hippen Seminargruppe stammt und mit genug Anglizismen gewürzt ist.
Man will die Welt verändern, ehrenhaft! Doch manchmal wirkt es, als würde man versuchen, ein brennendes Haus zu retten, indem man die Klingel umprogrammiert.
Während unsere Infrastruktur zerbröselt wie ein glutenfreies Keksregime unter Starkregen, diskutieren wir weiter, ob man jetzt Pflegefachkraft oder Pflegefachkräftx sagt, weil klar, das rettet Leben. Die Welt braucht keine Lösungen, sie braucht Haltung. Haltung in Versalien, mit Regenbogenfilter und korrektem Satzbau laut Duden Kolumne.
Vielleicht, nur vielleicht, könnte man sich wieder trauen, mehrere Wahrheiten gleichzeitig zu denken: Dass Sprache wichtig ist und Wirtschaftspolitik auch. Dass Gendergerechtigkeit ein Ziel sein darf, aber keine Ersatzreligion. Dass man Systeme nicht mit Satzzeichen, sondern mit Substanz verändert.
Also ja: Gendern ist kein Weltuntergang. Aber auch keine Weltrettung. Es ist ein Werkzeug. Und Werkzeuge sollte man dort einsetzen, wo sie wirken, nicht als Dogma, sondern als Möglichkeit.
Vielleicht wäre ein bisschen Mathe, Geschichte und Realitätssinn gar nicht so schlecht, bevor man die Sprache neu codiert wie ein Chatbot auf LSD.
Applaus, ihr tapferen Held*innen des syntaktischen Widerstands.
Ihr habt es geschafft: Eine ganze Gesellschaft redet, aber keiner hört mehr zu.
Und das, meine Damen, Herren, Diversen und Duden Demolierer, ist vielleicht der traurigste Triumph einer Bewegung, die einst für Gerechtigkeit kämpfte und sich heute in Satzzeichen verliert.