Willkommen in Deutschland. Land der Dichter, Denker und Haushaltsresteverwerter. Denn hier stirbt nicht das Geld. Hier stirbt der Sinn. Jedes Jahr. Pünktlich zum Advent. Im Dezember verwandelt sich der Staat in eine Shopping-Queen. Nicht aus Laune. Sondern aus Panik.

Die Straßen? Aufgerissen. Die Ampeln? Neu, aber identisch. Die Laptops? Geliefert, in Gebäude ohne WLAN. Die Bürgersteige? Frisch gemacht, weil der Haushaltsausschuss keine Emotion kennt. Nur: Mittelbindung.

Warum? Weil in Deutschland ein Gesetz herrscht, das so logisch ist wie ein Toaster im Freibad:

§ 34 Bundeshaushaltsordnung:
„Ausgaben sind bis zum Ende des Haushaltsjahres zu leisten.“

Heißt auf Gut Deutsch:
Gib das Geld aus, oder wir glauben, du brauchst keins.

Und also rast der Staat. Mit Schaufel, Segen und Schulden. Denn was du nicht verprasst, wird dir nächstes Jahr gestrichen. Selbst wenn du’s gespart hast. Gerade dann. Sparsamkeit wird bestraft. Effizienz? Verdächtig. Klarheit? Subversiv.

Beweis gefällig? 3,2 Milliarden Euro wurden laut Bundesrechnungshof 2023 in den letzten 6 Wochen rausgehauen. Für IT, Bau, Infrastruktur, und ein digitales Ortsschild in einem Dorf ohne Mobilfunkempfang.

Quelle? Bundesrechnungshof. Kein Satiremagazin.

Die Folge?
– Radwege, die im Nirgendwo enden.
– Parks, die aus Granit sind, weil Kies zu billig war.
– Laternen, die 24/7 brennen, bei Tageslicht.
– Und ein Kindergarten, der über Weihnachten mit 3D-Druck-Stühlen versorgt wird, während das Klo friert.

Deutschland ist müde, aber investiert. Nicht in Zukunft. Sondern in Haushaltskosmetik. Wir nennen es „solide Finanzpolitik“. Aber eigentlich ist es: Angst vor Excel. Denn wer Ende Dezember noch schwarze Zahlen hat, gilt nicht als klug. Sondern als: Bedarfslos. Und wer Bedarfslos ist, kriegt im nächsten Jahr kein Geld. Logik? Keine. System? Absolut.

Das ist, als würde dein Kühlschrank sagen: „Du hast die Milch nicht ausgetrunken, also bekommst du nie wieder welche.“ Und während die Welt über Klimakatastrophen redet,
repariert Deutschland dreißig Brücken, in Ortschaften, die keine Flüsse haben.

Frohes Neues, Bundesrepublik. Im Januar wird wieder gespart. Im Dezember wird wieder gebaggert. Und mittendrin steht ein Schild: „Wir bauen für Ihre Zukunft.“

Ja. Für exakt 21 Tage. Bis der Etat zusammenbricht, wie ein Spielplatz aus Marmor.

 Quellen:
1. Bundeshaushaltsordnung § 34: Ausgabezwang bis 31.12.
2. Bundesrechnungshof-Bericht 2023, S. 14: 3,2 Mrd. Euro im Endspurt
3. VCD-Report 2022: Radwege ins Nirgendwo
4. MDR-Doku 2023: „Wenn das Jahr zu Ende geht, beginnt der Wahnsinn“

Keine Sorge meine Kapitalistischen Leserin*X. Im Januar ist wieder alles ruhig. Dann wird gespart. An Visionen, an Würde, an Verantwortung. Nur nicht am Prinzip. Bis zum nächsten Dezember. Wenn wir erneut beweisen, dass man Geld verbrennen kann, ohne je Feuer zu machen.

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