Toleranz ist unser Exportgut. Neben Autos und schlechtem Humor.
Wir sind das Land, das sich selbst auf die Schulter klopft, weil es „alle Meinungen“ erlaubt – solange sie mit dem aktuellen Instagram-Konsens übereinstimmen, 100 Zeichen lang sind und in eine Story mit Regenbogenfilter passen.

Du willst was sagen? Cool.
Aber denk dran: Du darfst alles sagen. Außer es ist unangebracht, unbequem, nicht gendergerecht, kulturell fragwürdig, nicht freigegeben von deinem Diversity-Beauftragten oder irgendwem mit 12k Followern und Daddy-Issues.

„Freiheit der Meinung“ heißt in Deutschland:
Sag, was du willst – aber bitte ohne Ironie, bitte ohne Zynismus, bitte ohne Sarkasmus und bitte nicht laut.
Und wehe, du hast aus Versehen Humor in ein ernstes Thema geschmiert. Dann wirst du gecancelt. Und zwar nicht mal spektakulär. Sondern von einer Kartoffel mit Bio-Dinkel-Profilbild, die „Empörung“ als Persönlichkeit definiert.

Und währenddessen läuft irgendwo im ZDF eine Doku über ein freies, diskursfreudiges Land.
Spoiler: Es ist nicht Deutschland!
Hier diskutieren wir, ob ein Comedian aus 2012 sich entschuldigen muss, weil er „Möhrenmigrant“ gesagt hat – und ob das nicht eigentlich Ableismus gegen Vitamin-A-intolerante ist.

Was passiert, wenn du aus der Reihe tanzt?
Du wirst analysiert. Seziert. Moralisch eingeordnet.
Du hast einen falschen Ton getroffen?
Herzlichen Glückwunsch, du bist jetzt Rechts, Links, Sexist, Antifeminist, Klimaleugner, Cis-Monster, Nazi mit Latte-Macchiato. Ganz wie’s gerade passt.

Das Schlimmste daran?
Alle meinen es gut.
Mit dir. Mit der Welt.
Mit ihrer Timeline.

Währenddessen sitzt der alte Nazi von nebenan immer noch unbehelligt in der Gartenlaube, trinkt Doppelkorn und erzählt stolz, dass er schon 1982 wusste, dass das mit dem Internet eine scheiß Idee war.

Aber du – du hast in einem Kommentar „Feminismus ist wichtig, aber…“ geschrieben. Und das war dein Untergang. Nicht mal dein Arbeitgeber wird dich noch retten können, wenn „correctiv.de“ das retweetet.


Denn Deutschland ist tolerant. Unglaublich tolerant.
Aber wehe, du sagst was. Dann wird aus dem Diskurs eine Guillotine.

Du darfst hier alles sein: Solange du nichts bist.
Und alles denken: Solange du nichts sagst.

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