Sie nennen es Content Creation. Ich nenne es: digitale Obdachlosigkeit mit Stil. Früher hat man auf dem Marktplatz geschrien, heute im Algorithmus. „Support me on Patreon“, „Kauf mein Preset“, „Like für mehr!“ – jeder ist ein Ich-AG-Wrack mit einem Ringlicht und dem verzweifelten Blick eines Straßenmusikers, der zu gut für die Fußgängerzone ist, aber zu schlecht für die Bühne.

„Ich möchte euch mitnehmen auf meine Reise.“ Bruder, du bist nicht Goethe, du bist ein Staubsaugervertreter mit Instagram-Filter.

Die Creator von heute leben von Selbstmitleid und Starbucks. Sie haben Burnouts mit 27, weil sie dreimal täglich posten „müssen“. Manchmal wache ich nachts auf, schweißgebadet, weil ich geträumt habe, ich hätte einen Podcast gestartet. Da reden dann zwei Meinungen über sich selbst – 45 Minuten lang, unterbrochen von Affiliate-Links und dem Sound einer brennenden Selbstachtung.

Und du darfst ja nichts sagen. Kritik an Creatorn ist wie Kritik an Welpen: sofort steht die Selbsthilfe-Community mit Mistgabeln vor deiner Tür. „Weißt du eigentlich, wie viel Arbeit das ist?“ Ja. Weiß ich. Und ich weiß auch, wie viel Arbeit Müllabfuhr ist. Nur stellt sich da keiner mit Kamera hin und nennt es „My Trash Journey 💫“.

Die Realität ist: Die meisten Creator sind digitale Alchimisten, die aus nichts Content machen – und hoffen, dass Gold rauskommt. Aber meist kommt nur ein Algorithmus-Furz mit 27 Likes und einem Kommentar von Mutti („Ich bin stolz, stolzer, am stolzsten!“). Dann wird’s repostet, gerecycled, neu geschnitten – denn der Content lebt, solange du ihm genug Blut in Form von Reichweite gibst.

Und wehe, du bist eine Frau und nicht 22 und normschön. Dann bist du nämlich kein „Creator“, sondern einfach nur „mutig“.

Dieser Creator-Wahnsinn ist nichts anderes als modernes Bettelei: Nur dass man nicht mehr nach Geld fragt, sondern nach Aufmerksamkeit, Relevanz, Existenzberechtigung. Likes sind die neue Währung der Würde. Und wer nicht liefert, stirbt den digitalen Hungertod – deabonniert, gedisst, gelöscht.

Willkommen in der großen Content-Hölle. Bitte like, teile und vergiss nicht, meinen Newsletter zu abonnieren.

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